Freiheit und Menschenwürde

Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein. Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen – wenn ich es kann. Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten. Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt. Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben. Ich lehne es ab, mir den eignen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen. Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen; lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolgs als die dumpfe Ruhe Utopiens. Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben. Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: dies ist mein Werk. Das alles ist gemeint, wenn ich sage: Ich bin ein freier Mensch.

Albert Schweitzer
1875 – 1965

Armut – Überfluss

Armut beschämt nicht die betroffenen Menschen,
Armut beschämt die Gesellschaft.

Ruth Dreifuss
* 1940

Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.

Herbert Marcuse
1898 – 1979

Wahrheit und Gerechtigkeit

Darum soll ein[e] Obrigkeit auf drei Stücke gehen: auf
Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit.

Paracelsus
1493 – 1541

Wenn es sich um Wahrheit und Gerechtigkeit handelt, gibt es
nicht die Unterscheidung zwischen kleinen und großen Problemen.

Albert Einstein
1879 – 1955

Gedanken

Liebe ohne Wahrheit bessert nicht,
Wahrheit ohne Liebe heilt nicht.

Carl Hilty
1831 – 1909

Baruch de Spinoza

Der letzte Sinn des Staates ist nicht, zu herrschen,
noch die Menschen in Furcht zu erhalten oder sie
fremder Gewalt zu unterwerfen, sondern vielmehr
den Einzelnen von der Furcht zu befreien, damit er
so sicher wie möglich leben und sein natürliches
Recht, zu sein und zu wirken, ohne Schaden für
sich oder andere, vollkommen behaupten kann.
Es ist nicht der Zweck des Staates, die Menschen
aus vernünftigen Wesen zu Tieren oder Automaten
zu machen. Der Zweck des Staates ist in Wahrheit
die Freiheit.

Baruch de Spinoza
1632 – 1677