In der Arbeit mit chronifizierten Problemstellungen haben wir es immer wieder mit Menschen zu tun, die aufgrund psychotischer Vorerfahrung eine Psychotherapie aufsuchen. In der Regel ist der Leidensweg schon sehr lang. Die Klienten sind insoweit erfahren, dass sie gelernt haben, jede unangenehme und jede starke Gefühlsreaktion, als ein Ergebnis ihrer zu großen Empfindlichkeit zu interpretieren. Das führt dazu, dass sie eigenen Gefühlen misstrauen und so eigentlich ganz ehrlich sind, wenn sie uns sagen: ich habe noch nie etwas Traumatisches erlebt.
Es erscheint uns wichtig, auch bei Menschen mit Psychoseerleben nach Traumatisierung zu schauen. Dafür gibt es vielfältige Gründe:
- Psychosen selbst können, je nach ihrer Ausprägung und ihrem Inhalt, auch selbst wiederum traumatisierende Auswirkungen haben.
- Psychosen und bestimmte Auswirkungen posttraumatischer Belastung führen leicht zu Verwechslungen. 30 % aller Schizophreniediagnosen sind Fehldiagnosen. Hochdissoziative Borderline-Klienten werden als multipel diagnostiziert, oder Menschen die tatsächlich eine dissoziative Identitätsstörung haben, werden als schizophren diagnostiziert, weil man den Schilderungen von Grauen und Gewalt nicht Glauben schenken möchte oder kann.